Obstbaumschnitt
Eine alte Kunst gerät in Vergessenheit. Denn wie man Obstbäume richtig beschneidet, damit sie regelmäßig schmackhafte Früchte tragen, weiß heute kaum noch jemand. Und selbst ausgebildete Gärtner sind hier in der Regel überfordert. Doch können einige einfache Regeln helfen, die gröbsten Fehler zu vermeiden.
Informationen zum Obstbaumschnitt
Warum man Obstbäume beschneiden muss
Warum trägt der Apfelbaum keine Früchte? Oder warum trägt er gleich massenhaft, aber allesamt bleiben winzig klein und schmecken nicht? Was für den Großvater noch eine Selbstverständlichkeit war, versetzt heute viele in Ratlosigkeit: Der richtige Schnitt am Obstbaum. Während die Kunst des Obstbaumschnitts Jahrhunderte lang von Generation zu Generation überliefert wurde, ist dieses Wissen mit dem Siegeszug der reinen Ziergärten in den letzten 50 Jahren weitgehend verschwunden. Zwar können Apfelbäume auch ohne Schnitt einige Jahre viele Früchte ansetzen, doch ist die Freude nur von kurzer Dauer: Sie vergreisen sehr schnell, setzen zuviel Fruchtholz an und bilden keinen Neuaustrieb mehr, der aber nötig ist, um den Baum und die Früchte zu ernähren. Denn lässt man einen Obstbaum wachsen, wie er will, hat er bald eine struppige, dichte Krone, in der sich nur sehr kleine Früchte bilden und Pilzkrankheiten sich rasch ausbreiten.
Andererseits kann ein falsches Beschneiden dazu führen, dass ein Obstbaum über lange Zeit systematisch vom Fruchtansatz abgehalten wird. Ein zu starker Schnitt an jungen Bäumen signalisiert: „Neue Äste bilden und keine Früchte tragen“. Ein richtig beschnittener Obstbaum hat eine offene Krone, in der alle Früchte ausreichend Licht und Luft bekommen. Nur so können sie ausreifen und Geschmack entfalten. Auch Pilzkrankheiten lassen sich so wirksam reduzieren: Die Blätter trocknen nach Regenfällen schneller ab. Zwar gehört die Kunst des Obstbaumschnitts zu den Königsdisziplinen des Gärtners und für Anfänger ist das Durcheinander in der Baumkrone verwirrend. Doch können einige einfache Regeln helfen, die gröbsten Fehler zu vermeiden. Gartenbesitzern, die dauerhaft Obstbäume kultivieren und tatsächlich auch Obst ernten möchten, ist allerdings angeraten, sich mit entsprechenden Büchern oder Volkshochschulkursen mit dem Thema näher zu befassen.
Wann schneidet man Obstbäume?
Für den Schnitt der Obstgehölze haben sich bestimmte Jahreszeiten als besonders günstig erwiesen. Kernobst, wie Apfel und Birne beschneidet man am Besten im Spätwinter, wenn kein starker Frost mehr zu erwarten ist, also etwa ab Anfang März. Die Temperatur sollte über -5 °C liegen, da das Holz sonst zu spröde und brüchig ist: die Schnittwunden heilen schlecht. Ein Sommerschnitt unmittelbar nach der Ernte ist dagegen für Süß- und Sauerkirschen, frühreifenden Pfirsichsorten und Strauchbeerenobst empfehlenswert.
Wie man die Obstbaumkrone auslichtet
Zunächst einmal schneidet man alle offensichtlich kranken und abgestorbenen Zweige heraus. Auch alle steil nach oben ragenden Triebe - die sogenannten Wasserschosse - werden entfernt, da sie zwar Blätter aber keine Früchte bilden.
Längere und kräftige Zweige, die steil nach oben wachsen, können mit einem Trick dennoch fruchten: Hängen Sie mit einer Schnur ein Gewicht an die Zweigspitze. Denn besonders an waagerechten Zweigen bildet der Baum später Früchte.
Äste, die nach innen wachsen, sich überkreuzen oder parallel zueinander stehen, sollten Sie ebenfalls entfernen, damit das innere der Baumkrone wieder gut durchlüftet und belichtet wird. Schneiden Sie diese Äste mit einer scharfen Baumschere oder Säge direkt am Ansatz ab. Dabei lässt man den in vielen Fällen gut erkennbaren Astring (eine kleine Rindenverwerfung) stehen. Anfänger machen oft den Fehler, Stummel stehen zu lassen. Die Wunden an diesen Aststummeln heilen aber nur sehr verzögert oder gar nicht und führen nicht selten zu nicht mehr reparablen Schäden. Ein weiterer, oft gesehener Fehler sind sogenannte stammbündige Schnitte, also ein Wegsägen des Astes direkt am Stamm. Die Folge sind irreparable Rindenverletzungen am Stamm.
A: Keine Aststummel stehen lassen.
B: Keine Stammbündigen Schnitte.
C: Den Astring erhalten, knapp daneben sägen.
D: Bei keilförmig verlaufenden Astringen vom oberen zum unteren Astring schneiden.
Damit der Obstbaum nicht zu hoch wird
...müssen Sie das Höhenwachstum begrenzen. Denn sonst erreichen Sie bald nicht mehr die oberen Kronenteile für notwendige Pflegearbeiten und die Ernte wird dort zu einem höchst gefährlichen Unternehmen. Bei stark wachsenden Obstsorten kann das bereits nach dem fünften oder sechsten Standjahr der Fall sein. Kappen Sie die sogenannten Gerüst- oder Leitäste über waagerecht nach außen gerichtete Seitentriebe. So flacht sich die Krone ab und man kann in den folgenden Jahren immer wieder dort die Säge ansetzen und verhindern, dass die Krone dort durch senkrecht stehende Äste wieder in die Höhe wächst. Durch jede Schnittmaßnahme werden den Obstbäumen Verletzungen zugefügt. Damit daraus keine Folgeschäden entstehen, sollten die Wunden unmittelbar nach dem Beschneiden mit einem geeigneten Mittel zur Wundbehandlung bestrichen werden. Dabei ist darauf zu achten, dass auch der Wundrand lückenlos bedeckt wird.